GERICHTE MIT GESCHICHTE:
Das Rezept stammt von unserer wunderbaren „Tante Finchen“. Eine „Hommage“:
Ihr Name war „Josephine Molitor“ (1902-1996) : Sie hatte noch sechs Geschwister und war selbst das zweitjüngste Kind. Ihre Familie kam aus dem kleinen Ort „Leidingen“ (direkt an der lothringisch-französischen Grenze gelegen). Sie wuchs auf mit 2 Brüdern und vier Schwestern – die alle vier später Ordensfrauen wurden: Borromäerinnen oder „Barmherzige Schwestern vom hl. Karl Borromäus“ sind eine katholisch-apostolisch-caritativ tätige Ordensgemeinschaft.
Von den beiden Brüdern ist der jüngste „Studienrat“ geworden. Er war Lehrer in einem humanistischen Gymnasium in Homburg/Saar. Der Älteste wurde „katholischer Pastor“ in einer damals sehr großen Pfarrei in Jägersfreude (Stadtteil von Saarbrücken).

Unsere Tante Finchen war dann bei ihm (ihrem großen Bruder – dem Hochwürden Nikolaus Molitor) ab 1939 – über 40 Jahre (bis zu seinem Tod 1964) seine Pfarrhaushälterin und die Seele von allem. Sie war nicht nur eine meisterliche „Näherin“ (z.B. nähte sie „Soutanen“ etc. für den Herrn Pastor), sondern auch eine brillante Köchin. Sie erzählte uns oft, wie sie große kirchliche und sonstige „Events“ (z.B. wenn der Bischof oder auch z.B. Bürgermeister, Landrat etc. zu Besuch kamen) im Pfarrhaus organisierte und als hervorragende Köchin ganze Rehe und Wildschweine zerlegte, Wild-Terrinen, Pasteten und Kuchen buk. So war sie eigentlich damals in allem die perfekte „Managerin“ des großen Pfarrhaushaltes... im Örtchen Jägersfreude… (Anm.: Jägersfreude ist ein Stadtteil von Saarbrücken im Stadtbezirk Dudweiler: Die Chronik der katholischen Kirchengemeinde Jägersfreude reicht bis ANNO 1853 zurück)
Begleitet wurde all ihr Schaffen immer von einem unnachahmlichen herzlichen Lachen und einer Fröhlichkeit, die ich niemals wieder bei jemand anderem so erlebt habe. Man merkte, sie war glücklich. Wir alle liebten sie sehr. Und sie ließ uns Kinder teilhaben an ihrem Optimismus und ihrer Lebensfreude. Das alles war schon wirklich richtig „ansteckend“…So fand ich auch früh Gefallen an ihren wunderbaren Rezepten und Ideen, lernte sogar durch sie nähen. Da das Saarland nahe der französischen Grenze liegt, waren ihre Rezepte oft durch die franz. Küche stark inspiriert. So lernten wir schon in den 50/60er Jahren ihre immer wieder abgewandelten „Quiche“-Rezepte ( damals hieß es: „Gemüse-Kuchen“) kennen.
Ein Rezept ist bis heute eines unserer Familien-Lieblings-Rezept geblieben: Die „Lauch-Quiche“ – die wir heute auch manchmal als „Lachs-Lauch-Quiche“ genießen. (Einfach 500 g frisches, fein gewürfeltes Lachsfilet untermischen). LECKER…

frisch aus dem Ofen: „Ready to eat“
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Lauchquiche nach Tante Finchens Rezept
Zutaten für den Quark-Öl-Teig: 370 g Mehl, 1 TL Backpulver, 100 g Magerquark, 100 g Schmand (oder Frischkäse), 50 g weiche Butter (statt Öl), 1 Ei (Gr. L), 1 TL Salz, 1 Prise Zucker, etwas Butter für die Form. (Reicht für ein Backblech oder eine große Springform von 30 Zentimetern Durchmesser)
Für den Belag: 5 dicke Lauchstangen, 1-2 Knoblauchzehen (nach Gusto), 400 g Schmand (oder Frischkäse), 4 Eier, 2 EL flüssige Sahne, Salz, Pfeffer, Muskat, Cayennepfeffer, 100 g frisch geraspelter Emmentaler- oder Berg-Käse, 6-8 kleine Tomaten, je 1 Bund Schnittlauch und Petersilie.

Zubereitung für den Teig: das Mehl und Backpulver auf die Arbeitsfläche geben. In der Mitte eine Mulde formen: Quark, Frischkäse, Butter (oder Öl) und Ei hineingeben, Salz und Zucker sowie abgeriebene Zitronenschale hinzufügen. Mit den Händen die Teigmischung nur kurz gut zusammenkneten und rund (35 cm) ausrollen. In einer gefetteten Springform (oder auch einem Backblech) den ausgerollten Teig auslegen.

In der Form dann den Boden mit einem hohem Rand schön gleichmäßig mit den Händen ausformen. Man kann den weichen Teig aber auch in der runden Form gut mit einem “Mini-Teigroller“ gleichmäßig ausformen. Das Einstechen des Bodens (mit Gabelzinken) nicht vergessen: So geht er beim Backen gleichmäßig gut auf. Den Teig in der Form mindestens 30 min. kaltstellen.

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Für den Belag den Lauch gut waschen, putzen, dicke Außenblätter entfernen, nur das junge „Grün-Weiße“ bis zum dunkelgrünen Ansatz verwenden. Die Stangen in dünne Scheiben schneiden. Knoblauchzehen fein würfeln. Die Tomaten kurz in heißes Wasser legen, danach häuten (wer mag kann sie noch entkernen) und grob würfeln. Den Schnittlauch in feine Röllchen schneiden und die Petersilie ganz fein mit dem Wiegemesser hacken und alles beiseite stellen.

Für den Eier-Guss: Den Schmand mit der Milch glattrühren, dabei die 4 Eier verquirlt einrühren, kräftig mit Salz, Pfeffer, Muskat und Cayennepfeffer würzen. Am Ende den grob geraspelten Käse und den (sehr gut abgetropften) Lauch untermischen.
Diese Lauch-Masse mit etwa der Hälfte des Schnittlauchs, der Petersilie, Knoblauch und Tomaten mit 2 Gabeln schön locker vermischen und auf dem Teigboden gleichmäßig verteilen und glattstreichen. Den Eier-Guss darüber überall vorsichtig verteilen. Die Oberfläche mit ein paar kleinen Butterflöckchen belegen. Bei 200 Grad Celsius im Backofen circa 50-60 Minuten backen, bis der Boden schön gebräunt und knusprig und der Belag komplett gestockt ist. (Stäbchenprobe WICHTIG).

Vorsicht: Falls die Oberfläche dabei zu dunkel wird, mit einem Stück Backpapier abdecken. Die fertige Quiche mit dem Rest der fein geschnittenen Schnittlauchröllchen bestreuen und noch warm servieren. Kann man schon am Vortag zubereiten und immer wieder gut im Ofen aufwärmen, dann ist sie aber nicht mehr ganz so „knusprig“ 😉
Variation: man kann auch runde, kleine Tartelettes-Förmchen aus den Zutaten des Rezeptes zaubern. Oder z.B. frisches Lachsfilet, gekochten, fein gewürfelten Schinken usw. nach Gusto unter die Füllung (als Abwandlung) mischen.
Liebe Ulla,
das ist jetzt mein 2. Anlauf dir zu antworten. Heute Morgen um 7.30 Uhr , habe ich deinen Blog gelesen und wollte sofort antworten, habe den Kommentar gesendet, leider aber meine Adresse nicht angegeben und weg…..war mein Kommentar. (Da fehlte wohl mein Morgenkaffee!!?
Also deine Tante Finchen, konnte ich mir so richtig vorstellen, eine Powerfrau mit viel Liebe und einem Lächeln bei der Zubereitung der Leib und Magenspeise ihrer Gäste. Der liebe Gott hat sich sicherlich gefreut, solch ein wunderbares Wesen mit viel Herz und Verstand im Dienste des Herrn Pastor zu sehen.
Liebe Grüße
Christel
Danke, liebe Christel für Deinen netten Kommentar… Erinnerungen verschönern das Leben, allein das Vergessen macht sie erträglich…Zitat: Honoré de Balzac (französischer Schriftsteller *1799 – †1850). Liebe Grüße Ulla G.